Kinder und Jugendliche neigen dazu abzustreiten, was sie getan haben, solange sie nicht erkennen, dass das Zugeben Vorteile für sie hat.

Ermutige den Schüler, zuzugeben, was er getan hat. Falls er seine Tat abstreitet, finde mit ihm heraus, welche Folgen er befürchtet, wenn er diese zugeben würde. Versuche seine Angst zu verstehen und hilf ihm zu erkennen, dass Zugeben und Verantwortungsübernahme für alle Beteiligten die bessere Alternative ist.

Schüler: Das war ich nicht und außerdem waren auch andere dabei.
Lehrer: Wäre es schlimm für dich, wenn es rauskäme, dass du dabei warst?
Schüler: Natürlich wär’ es schlimm.
Lehrer: Wieso? Was hätte das für Folgen?
Schüler: Es würde rauskommen, dass auch die anderen dabei waren und ich würde als Petze dastehen.
Lehrer: Ich verstehe, dass du deine Freunde schützen willst. Es ist kein Wunder, dass du es nicht zugeben möchtest. Aber ich glaube, wenn du es zugibst, kann es auch für die anderen auf lange Sicht
die bessere Alternative sein.
Schüler: Wieso?
Lehrer: Lass uns gemeinsam überlegen, welche positiven Folgen es hätte, wenn du und auch die anderen es zugeben würden, was ihr getan habt.
Wenn ein Schüler etwas Unrechtes getan hat, versucht er gewöhnlich alles abzustreiten. Er streitet ab, weil er befürchtet, dass die Aufdeckung nachteilige Konsequenzen für ihn haben würde. Das Zugeben kann dadurch gefördert werden, dass der Schüler nicht dazu gedrängt wird zuzugeben, sondern dass mit ihm darüber gesprochen wird, welche Vorstellungen er über die Konsequenzen seines Zugebens hat.
Wenn der Schüler diese Vorstellungen mitteilt, kann der Lehrer besser verstehen, warum er seine Tat abstreitet. Wenn der Lehrer aufgrund dieser Informationen jetzt noch sein Verständnis dafür äußert, dass das Zugeben dem Schüler nicht leicht fällt, kann er beginnen, sich mit dem Schüler über dessen Ängste zu unterhalten. Einige davon können sich als unbegründet erweisen, andere vielleicht als übertrieben. Wenn sie sich noch gemeinsam über die Vorteile des Zugebens und der Verantwortungsübernahme unterhalten, ist es möglich, dass auch der Schüler beginnt, das Zugeben als eine bessere Alternative zum Abstreiten zu sehen.

Das Zugeben ist der erste Schritt zur Verantwortungsübernahme. Es ist das Tor, das dem Schüler die Möglichkeit eröffnet, sowohl sich zu versöhnen als auch sein Ansehen bei den anderen zu korrigieren.

Das Zugeben kann als ein Prozess mit mehreren Phasen angesehen werden. Ein anfängliches vorsichtiges und herantastendes Zugeben wird Schritt für Schritt offener und ehrlicher.

Zu Beginn wird ein Schüler vielleicht gar keine Bereitschaft zeigen seine Tat zuzugeben. Er mag aber damit einverstanden sein, über das Geschehene zu sprechen und bereit sein sich über die Folgen des Zugebens Gedanken zu machen. In der darauffolgenden Phase mag er schon in einem Zweiergespräch das Geschehene zugeben, ohne über die Einzelheiten reden zu wollen. Zum Schluss mag er damit einverstanden sein, sich über die Details des Geschehenen zu unterhalten. Vom wirklichen Zugeben kann jedoch erst die Rede sein, wenn der Betreffende bereit ist, darüber offen auch in einem größeren Kreis zu sprechen.

Der Schüler kann darin unterstützt werden, sein Vergehen zuzugeben, indem man sich mit ihm über die Konsequenzen des Zugebens unterhält. Es fällt ihm viel leichter, wenn er vor sich einen sinnvollen Ausweg sieht, den ihm das Programm Stufen der Verantwortung bei erfolgreicher Anwendung bieten kann.

Beispiel
Ein Junge hatte in der Schule gefehlt und dem Lehrer einen Brief mit der Unterschrift seiner Mutter gebracht, worin stand, dass er krank gewesen sei. Der Lehrer traf die Mutter und es stellte sich heraus, dass die Mutter keinen Brief unterschrieben hatte und sie auch nichts von der Krankheit oder dem Fehlen in der Schule wusste. Als der Lehrer den Jungen daraufhin ansprach, stritt er es ab, die Unterschrift der Mutter gefälscht zu haben und meinte, dass die Mutter es sicherlich vergessen hatte, den Brief zu unterschreiben. Anstatt dem Schüler zu beweisen, dass er lügt, fing der Lehrer an, ihn zu befragen, was er denn glaube, was passieren würde, wenn es herauskäme, dass er die Unterschrift gefälscht habe. Im Gespräch stellte sich heraus, dass der Junge Angst hatte, dass die Sache zu Hause gemeldet würde, die Eltern enttäuscht wären und er als Strafe sein Mofa verlieren würde. Der Lehrer hat in Ruhe mit dem Schüler verschiedene Alternativen besprochen, indem sie gemeinsam sowohl die Vor- und Nachteile des Zugebens als auch des Abstreitens gegeneinander abgewogen haben. Als dem Jungen klar wurde, dass die Angelegenheit in jedem Fall zu Hause gemeldet würde, kam er zu dem Ergebnis, dass es sich für ihn lohnen würde, die Sache selbst zu Hause anzusprechen, zuerst mit seiner Mutter und dann auch noch mit seinem Vater.

Nächste Stufe
Der Schüler kann sein Verhalten zugeben, ohne jedoch Verständnis dafür zu haben, etwas Unrechtes getan zu haben. Deshalb ist es wichtig, dass er beim Zugeben auch zeigen kann, dass er versteht, welche Folgen sein Verhalten haben kann.



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