DIE
KAPUTT GESCHLAGENE BIERFLASCHE
|
Alex wurde zur Rede gestellt, weil er dabei erwischt
worden war, wie er am Wochenende eine leere Bierflasche
auf dem Schulhof kaputt geschlagen hatte. Anfangs
versucht er alles abzustreiten. Als ihm klar
wird, dass jemand ihn dabei beobachtet hat, sagt
er jedoch: „Kann sein, dass ich es war.
Ich erinner’ mich aber nicht mehr so genau. “Der
Lehrer gibt Alex positives Feedback: „Gut,
dass du es zugibst. Das spricht für dich.
Andere wissen es zu schätzen, wenn du zu
dem, was du getan hast, stehst und dafür
die Verantwortung übernimmst.“ „Wieso,
dafür muss ich doch nachsitzen oder so?“,
fragt Alex verblüfft. Der Lehrer antwortet
ihm: „Mag sein, dass du gar nicht nachsitzen
musst, wenn du für deine Tat die Verantwortung übernimmst.“ „Was
soll denn das bedeuten, dass ich die Verantwortung übernehme?
Dass ich es zugebe? Das hab’ ich doch schon
getan. Reicht das etwa schon? fährt Alex
fort. „Na, nicht ganz, aber das ist schon
ein guter Anfang. Du solltest aber auch noch
erklären können, warum das, was du
gemacht hast, falsch war und du solltest zeigen,
dass du dich auch entschuldigen kannst“,
sagt der Lehrer zu Alex.
|
|
„Ich
weiß schon, warum es falsch war.
Von mir aus kann ich’s auch gleich
erklären“, stellt Alex eifrig
fest. „Gut“, lobt der Lehrer
ihn weiter „Ich habe es mir auch
gedacht, dass du dazu in der Lage bist.
Später kannst du es noch genauer
erklären, aber nenne mir jetzt
erst mal einen Grund, warum es nicht
in Ordnung war, eine leere Bierflasche
auf dem Schulhof zu zerschmettern.“ Alex
antwortet sofort: „Na, weil jemand
seine Füße an den Scherben
aufschneiden kann.“ „Klar,
oder die Hände, wenn einer hinfällt.
Aber sag mal, wenn du zeigen willst,
dass du es wirklich verstehst, warum
Flaschen Zerschlagen auf dem Schulhof
nicht in Ordnung ist, kannst du ja auch
gleich eine längere Liste mit all
den Gründen aufstellen, die dir
dazu einfallen. Danach können wir
gemeinsam überlegen, an wen du
deine Entschuldigung richten könntest“,
schlägt der Lehrer Alex vor.
|
|
„Soll
ich mich beim Schulleiter entschuldigen,
oder?“, fragt Alex. „Ich
weiß nicht, ob das Sinn macht,
sich bei ihm zu entschuldigen, denn
gerade er ist doch recht selten auf
dem Schulhof. – Du müsstest
dich aber sicher bei den Schülern
entschuldigen“, meint der Lehrer. „Bei
jedem einzelnen!?“ ruft Alex erstaunt.„Gewissermaßen
ja. Du könntest z.B. eine kleine
Entschuldigung an das schwarze Brett
hängen, wenn du dich nicht über
das Schulradio entschuldigen willst“,
erklärt der Lehrer. „Im Schulradio
werde ich ganz bestimmt nicht auftreten“,
antwortet Alex spontan, ist aber insoweit
mit dem Vorschlag des Lehrers einverstanden,
als er sagt: „Ich kann ja irgendeinen
Zettel fabrizieren und ans schwarze
Brett hängen. Ich könnte zum
Beispiel eine kaputte Bierflasche drauf
malen und darunter „Sorry“ schreiben.
|
|
„Hört
sich gut an. Aber eine Entschuldigung
allein reicht sicherlich nicht ganz
aus. Du solltest das, was du gemacht
hast, vielleicht noch irgendwie wieder
gutmachen“, schlägt der Lehrer
vor.„Ich kann ja die Scherben
aufsammeln. Reicht das?“, fragt
Alex. „Klar, das ist ein guter
Vorschlag. Das kannst du sofort nach
unserem Gespräch machen, aber als
Wiedergutmachung wird das wohl nicht
ganz ausreichen. Du könntest zusätzlich
mit dem Hausmeister darüber sprechen,
wie du ihm helfen könntest, den
Hof in Ordnung zu halten. Wenn du z.B.
eine Woche lang ihm helfen würdest,
so würde das vielleicht ausreichen.
Wir können morgen mit ihm darüber
reden“, schlägt der Lehrer
vor.„Ist es damit denn getan?“,
fragt Alex etwas unsicher.
|
|
„Nicht ganz“, antwortet der Lehrer und
fügt hinzu: „Du solltest noch versprechen,
dass du so etwas nicht noch einmal tust.“ „Ich
verspreche“, sagt Alex sofort. „Gut. Aber
wie können wir dir vertrauen, dass du dein Versprechen
hältst? Du hast, wie ich gehört habe, auch
schon früher etwas versprochen und hast deine
Versprechen nicht gehalten“, erinnert der Lehrer
ihn. „Aber jetzt halte ich mein Versprechen“,
versichert Alex. „Hört sich gut an, aber
falls du es richtig versprechen willst, lass uns jetzt
schon vereinbaren, was wir machen, wenn du doch eines
Tages wieder etwas Ähnliches anstellst“,
schlägt der Lehrer vor. „Können wir
ja, von mir aus“, stimmt Alex zu. „Okay,
was vereinbaren wir? Was passiert, wenn du noch einmal
auf dem Schulhof für Unordnung sorgst?“,
fragt der Lehrer Alex, der darauf antwortet: „Ich
sitze dann eben nach.“ „Hört sich
gar
nicht gut an. Du hast dich an das Nachsitzen schon
so gewöhnt, dass dich das wohl kaum daran hindern
würde, so etwas noch mal zu tun. Wollen wir nicht
was Tolleres herausfinden? Du könntest z.B. deine
Klassenkameraden fragen, was sie vorzuschlagen hätten?“,
rät der Lehrer. Alex macht es so, wie der Lehrer
es ihm empfohlen hat und fragt bei seinen Klassenkameraden
nach. Später erzählt er ihm von den Vorschlägen,
die er zu hören bekommen hat: „Die hatten
total verrückte Vorschläge, aber einer hat
vorgeschlagen, dass ich, wenn ich noch einmal den Hof
dreckig mache, im Winter bereits um halb sieben morgens
zur Schule kommen sollte, um mit dem Hausmeister gemeinsam
Schnee zu schaufeln. Damit könnte ich leben.(Anmerkung
zur Übersetzung: In Deutschland sollte er vielleicht
eher zum Laubfegen kommen.) „Ein guter Vorschlag,
aber darüber müssen wir uns mit deinen Eltern
unterhalten, denn sonst verschläfst du bestimmt
jeden Morgen, wenn du zum Schneeschaufeln kommen sollst“,
lacht der Lehrer und fährt fort: „Lass uns
darüber einen schriftlichen Vertrag machen und
dafür die Unterschrift von deiner Mutter holen.“ „Können
wir ja, aber ich habe nicht vor, zum Schneeschaufeln
kommen zu müssen. Das soll schon der Hausmeister
machen, das kriegt der ja schließlich auch bezahlt“,
antwortet Alex sicher. „Du hast recht“,
bestätigt ihn der Lehrer und fügt noch hinzu: „Dann
gibt es aber noch eine Sache.“ „Was!? Reicht
das nicht schon langsam?“ fragt Alex empört.
|
|
„Na,
eigentlich würde es schon ausreichen,
aber wenn du willst, dass dein Ansehen
sich verbessert, schlage ich vor, dass
du noch irgendetwas machen solltest,
was auch den Drang von anderen Schülern
bremsen könnte, die Umgebung hier
zu verschmutzen oder kaputtzumachen“,
beruhigt ihn der Lehrer. „Was
könnte
ich denn dagegen tun? Soll ich mit der
Knarre in Stellung gehen und auf alle
schießen, die für Unordnung
sorgen oder etwas kaputt machen?“,
erwidert Alex gereizt. „Etwas
in die Richtung“, antwortet der
Lehrer scherzhaft und meint, „du
solltest aber aus Sicherheitsgründen
vielleicht doch lieber die Knarre zu
Hause lassen.“ „Ich
hab’ ein Luftgewehr“, erzählt
Alex und versucht das Thema zu wechseln.„Ich
habe auch eins, aber wir reden jetzt
nicht über Waffen, sondern darüber,
was du dafür tun könntest,
dass auch andere nichts kaputtmachen
oder hier für Unordnung sorgen“,
erinnert ihn der Lehrer. „Ich
könnte
es ja melden, wenn ich sehe, dass jemand
was kaputtmacht oder beschmiert“,
schlägt Alex vor. „Das ist
ein guter Vorschlag, aber es bleibt
leicht nur Gerede, wenn darüber
nichts Genaueres vereinbart wird. Ich
schlage vor, dass wir mit der ganzen
Klasse ein Projekt starten, das die
Behaglichkeit in der Schule fördern
soll und wobei du eine wichtige Aufgabe
bekommst. Ist das okay?“, fragt
der Lehrer. „Ja. Der Vorschlag
ist echt sauber!“, antwortet Alex
begeistert.
|
|
|