Formale Strafmaßnahmen helfen nicht unbedingt,
Verantwortungsbewusstsein zu fördern. Eine der Situation angemessene Wiedergutmachung ist oft die bessere Alternative.

Bitte den Schüler darum, eine Wiedergutmachung anzubieten.
1. Lass erst denjenigen, dem Unrecht getan wurde, darüber nachdenken, was seiner Meinung nach eine passende Wiedergutmachung wäre.
2. Hilf dann den Beteiligten, über eine angemessene Wiedergutmachung zu verhandeln.
3. Lade bei Bedarf auch andere Menschen ein, an der Besprechung teilzunehmen.


Lehrer: Was denkst du, reicht es, wenn du dich entschuldigst?
Schüler: Was könnte ich denn sonst noch machen?
Lehrer: Du könntest ihm anbieten, das Unrecht wieder gutzumachen.
Schüler: Wie kann ich das wieder gutmachen? Ich hab’ kein Geld!
Lehrer: Geld braucht man nicht unbedingt dazu. Du könntest ja denjenigen, dem du Unrecht getan hast, fragen, wie du ihn für deine Tat sonst entschädigen kannst.

Auch eine aufrichtige Entschuldigung bietet keine Gewähr dafür, dass Ähnliches sich nicht wiederholt. Eine Entschuldigung genügt auch nicht unbedingt, um dem Opfer und anderen Geschädigten das Gefühl zu vermitteln, dass das Recht gesiegt hat. Deshalb sollte eine Entschuldigung immer durch eine Konsequenz oder Wiedergutmachung verstärkt werden.

Eine solche Konsequenz erfüllt ihre Aufgabe am besten, wenn sie nicht formal (gleiches Vergehen - gleiche Konsequenz) bleibt, sondern auf die Situation zugeschnitten und gemeinsam mit allen Beteiligten besprochen wird. Bei den Erwägungen, wie eine situationsangemessene Wiedergutmachung aussehen könnte, sollte vordergründig die Meinung der geschädigten Partei berücksichtigt werden. Das Herausfinden einer geeigneten Vereinbarung kann bei Bedarf auch in einem größeren Kreis beratschlagt werden. Wenn dem Opfer z.B. keine passende Wiedergutmachung einfällt oder der Täter den Vorschlag des Opfers nicht akzeptiert, können die Klassenkameraden sich daran beteiligen, gerechte Konsequenzen vorzuschlagen.

Generell ist es erstrebenswert, eine Konsequenz zu finden, durch die derjenige, der Unrecht getan hat, den von ihm verursachten Schaden gegenüber dem oder den Leidtragenden ersetzt oder ausgleicht. Im günstigsten Fall hilft die Wiedergutmachung dem Opfer, das Geschehene zu verzeihen und eine Annäherung zwischen den Parteien zu erleichtern.

Eine gelungene Wiedergutmachung begünstigt nicht nur die Annäherung zwischen dem Schüler und dem Geschädigten, sondern verbessert auch das Ansehen dessen, der Unrecht getan hat. Wenn man erfährt, dass er Verantwortung für seine Taten übernommen hat, indem er eine gemeinsam vereinbarte Wiedergutmachung tatsächlich geleistet hat, wird seine Zuverlässigkeit und seine Vertrauenswürdigkeit in den Augen der anderen zunehmen.

MERKMALE EINER KONSEQUENZ,
DIE VERANTWORTUNGSBEWUSSTSEIN FÖRDERT
Das Opfer des Unrechts nimmt an dem Gespräch teil, indem es über eine Konsequenz nachdenkt, die hilfreich wäre, den verursachten Schaden oder das Leid auszugleichen.
Über eine passende Konsequenz wird auch mit demjenigen, der das Unrecht begangen hat, verhandelt.
Die Konsequenz ist möglichst kreativ und auf die Situation
zugeschnitten.
Bei Bedarf wird auch anderen Beteiligten die Teilnahme an dem Gespräch über eine geeignete Konsequenz ermöglicht.
Die Konsequenz verbessert die Beziehung zwischen dem Täter und dem Opfer.
Auch vom Täter selbst wird die Konsequenz als gerecht erlebt.
Das Ansehen von demjenigen, der Unrecht begangen hat, kehrt durch die Erfüllung der Konsequenz zurück.

Beispiel
Ein Mädchen zeigte sich verärgert gegenüber seiner Klassenlehrerin wegen einer ihrer Meinung nach ungerechten Schulnote. Auf dem Flur hat sie wütend die Lehrerin als „Nutte“ beschimpft. Als die Schülerin mit dem Schulleiter über den Vorfall sprach, tat es ihr leid und sie sah ein, dass sie sich falsch verhalten hatte. Sie bereute ihr Verhalten und erklärte sich bereit, sich bei der Lehrerin zu entschuldigen und wenn möglich auch etwas als Entschädigung zu tun. Die Lehrerin teilte mit, dass ihr eine Entschuldigung ausreichen würde, war jedoch auf Bitten des Schulleiters damit einverstanden, über eine passende Wiedergutmachung nachzudenken. Am nächsten Tag teilte sie dem Mädchen mit, dass sie sich als Wiedergutmachung von ihm einen selbstgebackenen Kuchen wünscht, von dem sie etwas beim Nachmittagskaffee ihren Kolleginnen und Kollegen anbieten kann.

Nächste Stufe
Eine aufrichtige Entschuldigung mit einer vom Opfer vorgeschlagenen und mit ihm vereinbarten Wiedergutmachung ist ein bedeutender Schritt auf dem Weg zur Verantwortungsübernahme. Um jedoch auch das Vertrauen anderer zu sich wiederherzustellen, sollte der Schüler noch ein glaubhaftes Versprechen darüber abgeben, dass er nicht noch einmal etwas Entsprechendes tun wird.


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